Selbstverständnis

Das Selbstverständnis der Kritischen Universität

Die Kritische Universität ist ein Projekt der Arbeitsgruppe (AGru) kritische Uni, die sich während der Besetzung des SoWiMax im Rahmen der Unibrennt! – Bewegung zusammengefunden hat.
Ziel der Kritischen Universität soll es sein, der gegenwärtigen, nach kapitalistischen Verwertungsinteressen ausgerichteten universitären Realität eine emanzipatorische und von Studierenden (sowie von Menschen aus anderen Bevölkerungsteilen) aktiv mitgestaltete Praxis entgegenzuhalten. In diesem Rahmen soll es ermöglicht werden die ursprüngliche Aufgabe der Universität, kritische Wissenschaft zu betreiben und die bestehenden Systeme zu hinterfragen, sichtbar zu halten und zugleich – zumindest zu Teilen – zu erfüllen.

Auf der Basis einer neoliberalen Ideologie, die alle gesellschaftlichen Bereiche durchzieht, wird auch die Universität in ihrer strukturellen Verfasstheit, sowie in Ausrichtung und Inhalt von Forschung und Lehre zunehmend nach kapitalistischen Verwertungsinteressen ausgerichtet. Auch der viel kritisierte Bolognaprozess ist Teil dieser Entwicklung. Dessen aktuelle Umsetzung heißt für Studierende vermehrt, sich als passive WissensempfängerInnen, klar vorgegebene und kanonisierte Inhalte einzuprägen und (oft in Form von multiple choice tests) zu reproduzieren. Den Studierenden wird dabei folgendes als zentrales Ziel ihres Studiums nahegelegt: die Verbesserung der eigenen „Employabilty“, um sich so schnell wie möglich gewinnbringend auf dem Arbeitsmarkt bewegen zu können.

Die Kritische Universität will entgegen diesen Prozessen, die sich auf jeweils eigene Weise in allen Gesellschaftsbereichen vollziehen und teilweise auch von der (Mainstream-)Wissenschaft – unter dem Deckmantel der Wertfreiheit – vorangetrieben werden, eine emanzipatorische Wissenschaft und Lehre forcieren. Sie will Institutionenkritik aus der Institution heraus und Gesellschaftskritik von dem gesellschaftlichen Ort Universität heraus erarbeiten und diese zueinander in Beziehung setzen.

Dazu wird ein Lehrveranstaltungsangebot geschaffen, das methodisch, wie auch inhaltlich diesen Ansprüchen genügt. So werden einerseits bereits bestehende Lehrveranstaltungen aus verschiedenen Disziplinen zusammengefasst und andererseits wird unter Beteiligung von interessierten Studierenden ein zusätzliches autonomes Lehrangebot in einem basisdemokratischen Prozess geschaffen. Perspektivisch soll dem nicht-elitären Anspruch der Kritischen Universität dadurch Rechnung getragen werde, dass die LV´s für alle – also auch für nicht inskripierte Menschen – offen sind.

Die Form der Wissensvermittlung soll auf egalitäre und nicht-hierarchische Weise erfolgen. Die Auseinandersetzung zu einem Thema soll möglichst diskursiv sein, und in einem sich ausprobierenden, möglichst angstfreien Sprechen stattfinden. Studierende sollen dabei nicht wesentlich WissensempfängerInnen sein, sondern idealerweise in Kooperationsverhältnissen mit und ohne Lehrenden selbstständig neues Wissen erarbeiten und lernen sich zu diesem auch verhalten zu können.
Zusätzlich zu den LV´s wird die kritischen Universität auch Raum schaffen für weitere selbstorganisierte Projekte wie Lesekreise, Bildungskongresse, studentisch abgehaltene LV´s u.ä.

Da man sich mit diesem Projekt im Widerspruch zur herrschenden Anforderung befindet, möglichst rasch und effektiv sein Studium zu Ende zu bringen, ist es ein Bestreben der AGru Kritische Uni, dass diese LV´s auch möglichst scheinfähig und anrechenbar sind.

Durch das gesellschaftsverändernde Moment der Kritischen Universität nimmt die Vernetzung mit außeruniversitären Projekten und Organisationen einen hohen Stellenwert ein. Geplant sind auch Aktionen und Veranstaltungen, die außerhalb der Universität stattfinden. Hierbei hoffen wir, dass unser Projekt seinem emanzipatorischen Anspruch, zeitgleich zu seiner theoretischen Arbeit, auch in einer gesellschaftsverändernenden Praxis gerecht werden kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.